Semillas Musicales ist ein Musikkonservatorium, das von
meiner Gastmutter Cecilia und meinem Gastpapa Pepe vor vier Jahren, mit der
Hilfe der Fundación Jerovia Pyahu gegründet wurde. Pepe und Ceci sind
Missionare und vor elf Jahren mit ihren drei Kindern Lupe (19), Sebas (17) und
Mimi (14) von Ecuador nach Paraguay gezogen.
Das „Conservatorio de Música Semillas Musicales“ ist Teil
von und wird unterstützt durch „Sonidos de la Tierra“, der Partnerorganisation,
über die ich meinen Freiwilligendienst absolviere. Sonidos ist ein Netz aus
Musikschulen im ganzen Land, die auf lokaler Ebene Musik unterrichten und
eigenständig sind. Aber als Teil von Sonidos gibt es aber auch viele
überregionale Konzerte und Treffen, die gemeinsam mit den Schulen organisiert
werden.
Die Gebäude vom Musikkonservatorium Semillas Musicales, kurz
Semillas, bestehen aus: dem Wohnhaus in dem sich auch das Büro befindet, drei
Klassenräumen und dem Innenhof, der zum Beispiel für große Chorproben verwendet
wird. Auch die Küche, das Wohnzimmer und das Büro werden manchmal in Proberäume
verwandelt.
Vier Tage in der Woche wird hier unterrichtet, hier für
reisen Lehrer die „Maestros“ teilweise zwei bis vier Stunden für an und
übernachten manchmal sogar hier. Zu den Fächern zählen u.a. Gitarre, Gesang,
Querflöte, Geige, Cello, Musiktheorie, Gehörbildung und Instrumentenkunde.
Belegt man eines der Instrumente sind Theorie, Gehörbildung und
Instrumentenkunde obligatorisch, damit eine gute musikalische Allgemeinbildung
gewährleistet werden kann. Am Ende des Schulsemesters steht ein Examen an um
festzustellen, ob man quasi eine Klasse aufsteigen kann oder nicht. Das Angebot
ist für jeden zugänglich, ungeachtet des persönlichen Hintergrunds. Einzige
Voraussetzung: ein Teilnehmerbeitrag und der Kauf seines Instrumentes . Die
Beiträge können hierbei ganz unterschiedlich ausfallen, viele zahlen den vollen
Beitrag, andere bezahlen mit Fischen oder Orangen, da ihre Familie sich vom
Fischfang, oder vom Verkauf von Orangen ernährt. Der Sinn dahinter ist, laut
Ceci, dass die Schüler es nicht für selbstverständlich ansehen, dass ihnen
etwas geschenkt wird, denn wie wir wissen ist das im Leben nicht so. Deswegen
nimmt Semillas das an, was möglich ist.
Der Sonntag beginnt damit, dass vierzig Kinder das Haus und
die Klassenräume überschwemmen und sich dann in die verschiedenen Kurse
aufteilen: Musiktheorie und Gehörbildung für Anfänger und Fortgeschrittene,
musikalische Früherziehung für die ganz Kleinen, danach geht es weiter mit
Gitarrenunterricht ein Kurs für die ganz kleinen, einen Anfänger- und einen
Fortgeschrittenenkurs. Während der Mittagszeit gehen die meisten nach Hause,
aber für manche ist der Weg zu weit und so essen wir teilweise mit 15 Personen
Mittag. Nachmittags gibt’s dann weiteren Unterricht in Gehörbildung, Gitarre
für Profis, Geige und Cello. Auch finden sich kleinere Gruppen zusammen, die beliebte
Lieder einstudieren oder irgendwas anderes ausprobieren oder üben. Insgesamt
herrscht eine sehr lerneifrige Stimmung. Abends gehen alle erschöpft aber
glücklich nach Hause und wir räumen erschöpft auf und essen gemeinsam mit den
Lehrern zu Abend.
Geigenunterricht mit Sebas. |
Gitarrenunterricht für die Jüngesten im Wohnzimmer. |
Meine Gitarrenschüler. |
Die Schüler lernen vom Blatt zu lesen. |
Der Freitag ist mein Lieblingstag: ein Gesangslehrer, der
einfach super ist kommt angereist. In den verschiedenen Gruppen, sortiert nach
Tonlage: Sopran, Mezzosopran, Tenor, Bariton, und eine Kindergruppe wird in der
Gruppe unterrichtet. Ab ein Uhr ist das Haus also wieder voller Kinder und
Jugendlicher und abends finden sich alle gemeinsam im Innenhof für eine
Chorprobe ein. Es ist einfach nur großartig!
Wenn die Schüler nicht gerade im Gesangsunterricht beschäftigt sind
haben sie Instrumentenkunde.
Bandprobe im Innenhof. |
Alvarito hat alles im Griff. |
Was will das Konservatorium zu erreichen? Eine gute musikalische Ausbildung, die Festigung von Werten, ein soziales Miteinander, Verantwortung für sich und die Gruppe und auch für das Equipment zu übernehmen. Gemeinschaft wecken, den anderen akzeptieren wie er ist. All das sind Dinge, die ich hier jeden Tag beobachten kann.
Ayolas besteht aus verschiedenen Vierteln, die oft sehr weit
auseinander liegen. In Schulen von fünf dieser Viertel ermöglicht Semillas auch
Musikunterricht. Hierfür fahren zwei Lehrer aus Ayolas jede Woche einmal an
jede Schule und unterrichten Gitarre und Musiktheorie. Am Ende des Schuljahres
treffen sich dann alle Schulen im Konservatorium um aufzuführen, was sie das
Jahr über gelernt haben.
Meine Arbeit besteht darin einerseits das Büro zu
unterstützen bei der Koordination der Lehre, bei der Organisation von
Auftritten oder beim Sortieren von Noten. Außerdem gebe ich Gitarrenunterricht,
Gesangsunterricht und Einzelunterricht in Musiktheorie und Gehörbildung, alles
auf Anfängerniveau. Außerdem arbeite ich gerade an einem Konzept für ein mini-
Orchester mit Xylophon, Trommeln, Gitarren für die jüngsten Kinder. Der Unterricht findet hier quasi bei mir zu
Hause statt und mittwochs in einer der Schulen im Viertel Virgen del Pilar.
Neu im Konservatorium ist der Englischkurs, den ich leite
und der mir ziemlich viel Spaß macht, da die Jugendlichen sehr wissbegierig
sind und jeden Quatsch machen und dadurch gut lernen.
Was toll ist, dass ich auch die Möglichkeit bekomme selber
am Unterricht teilzunehmen, so bilde ich mich in Gitarre, Gesang, Theorie und
Gehörbildung weiter!
Ich wohne also in einer Musikschule, zu jedem Zeitpunkt
spielt irgendwer irgendwo irgendein Instrument, wie wundervoll! Die Kinder und
Jugendlichen sehen das Konservatorium glaube ich als eine Art zweites zu Hause
an, da sie gar nicht gehen wollen und sich ziemlich wohl fühlen.
Auch ich fühle mich in der Familie, in der Schule, mit den
Kindern ziemlich wohl. Wie sollte es auch anders sein bei so vielen Musikern!
Hier könnt ihr die Aktivitäten von Semillas verfolgen: https://www.facebook.com/ConservatorioDeMusicaSemillasMusicales
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